
Katharina Fritsch
Kaiserring der Stadt Goslar 2025
11. Oktober 2025 @ 11:00 – 31. Januar 2026 @ 17:00
Der Kaiserring der Stadt Goslar geht im 50. Jubiläumsjahr an Katharina Fritsch. Die 1956 in Essen geborene Künstlerin, lebt in Düsseldorf und Wuppertal. Mit ihren Skulpturen hat sie den Bildhauereibegriff neu definiert. Schon in den 1980er Jahren wurde ihr Werk international wahrgenommen. 1987 stellte sie zu den Skulptur-Projekten Münster eine lebensgroße, gelbe Kunst-stoffversion der Lourdes-Madonna ins Stadtzentrum. Die schlichte Nachbildung einer Heiligen in der gelben Farbe löste die unterschiedlichsten Reaktionen aus.
So wurde die erste Version demoliert, aber es lagen auch Blumen neben der Figur. Fritschs Skulpturen leben in einer seltsamen Spannung aus Nähe und Distanz. Obwohl die Motive auf den ersten Blick erkennbar sind, wird das Vertraute plötzlich fremd und erhält einen beunruhigenden Aspekt. Was den Arbeiten diese Mehrdeutigkeit verleiht, ist nicht zuletzt die minimalistische Konzentration des Formprozesses und die monochrome Farbgebung. Staunen und Erschrecken wohnen dicht beieinander. Werke wie Rattenkönig (1991–93) haben eine extreme Klarheit, lassen sich jedoch nicht ganz ent-schlüsseln. Typisch für alle Skulpturen ist das Pendeln zwischen größter Künstlichkeit und größter Natürlichkeit. 1995 demonstrierte die Künstlerin mit ihrem Museum für die Biennale von Venedig, wie sie sich ihr Modell für die Kunst vorstellt: Als fernen Pavillon, umgeben von 200 stilisierten Bäumen wie von einer Dornröschen-Hecke. Eine Trutzburg gegen den heutigen kulturellen Massenbetrieb. 2013 glossierte Katharina Fritsch mit einem blauen Hahn am Londoner Trafalgar Square die grauen Heroen auf den benachbarten Sockeln mit ihrem männlichen Imponiergehabe.
Muschel (2016) wechselt vom Fundstück über das Kaurigeld zum Symbol der weiblichen Sexualität und endet in einem stehenden Objekt. Bei ihren Skulpturen fühle es sich an, so Cecila Alemani anlässlich der Vergabe des Golden Löwen an Katharina Fritsch auf der Biennale in Venedig 2022, als würde man Denkmäler einer fremden Zivilisation betrachten oder Artefakte, die in einem seltsamen posthumanen Museum ausgestellt sind.
Helga Meister
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