1990
Anselm Kiefer
Anselm Kiefer beschäftigt sich in monumentalen, materialreichen Bildern und raumgreifenden Installationen immer wieder mit unserer Vergangenheit und sucht, ihre Bedeutung für die Gegenwart zu ermessen.
Zu seinen bekanntesten Werken gehört eine Bibliothek aus gewaltigen Bleibüchern. Sie ist ein Symbol dafür, dass Wissen und Erkenntnis aus der Erstarrung gerissen und verflüssigt werden müssen, um so neu zu unserer Verfügung zu stehen. In seinen Bildern tauchen häufig Textzitate auf, als misstraue er der Macht exklusiver Malerei. Sie stammen von Dichtern wie Paul Celan und Ingeborg Bachmann, die für Kiefer Seelenverwandte sind. Im Jahre 2008 wurde er als erster bildender Künstler mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.
Für Anselm Kiefer ist Kunst die Kunst des Erinnerns, Auseinandersetzung mit unserer Herkunft. Wie sind wir geworden, wer wir sind? Wie befördern wir das große Projekt der Humanität? Wie verhindern wir Rückfälle in die Barbarei? Dabei befragt der Künstler in seinen Werken nicht nur die deutsche Geschichte, sondern auch die Weltgeschichte und sucht in den Mythen der Menschheit nach Antworten.